Astrologie Heute Nr. 227 (Februar 2024)
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Astrologie Heute Nr. 227
Februar 2024

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 227 bestellen

Astro-logische Merk-Würdigkeiten

Survival, fast ohne alles

von Barbara Egert

Natürlich kann man ohne Dessert überleben und stattdessen ein Astronauten-Menü selbst dann in Erwägung ziehen, wenn man gar nicht dringend zum Mars fliegen will, sondern nur ausprobieren möchte, was man alles weglassen kann, wenn es denn sein muss: Der erfinderische Uranus grüsst den stets auf Grundbedürfnisse bedachten Saturn!

Wie weit wäre aber ein Stier bereit zu gehen, wenn man ihm nahelegte, nicht im Restaurant zu dinieren, sondern sich in einer Survival-Arche mit Brot und Wasser zu begnügen? Ich fürchte, er würde die Sintflut vorziehen. Ein auf das Nötigste reduziertes Leben wäre auch für den Meister grosser Gesten, einen bravourösen Löwen, problematisch; ein Auftritt ohne Applaus seiner Bewunderer wäre schlicht undenkbar. Warum dann das ganze Theater? Ungeschminkt macht selbst die Venus nicht gerade eine gute Figur. Ohne all die kleinen magischen Utensilien, die sie nun mal braucht, um zu betören, erscheint ihr das Leben nicht lebenswert. Vielleicht ist Survival ja wirklich nur etwas für Menschen mit saturnischem Lebensgefühl.

Nur nichts übereilen, meint unser Freund, ein typischer Stier-Geborener; zunächst ginge es erst einmal darum, für welche Vorspeise man sich entscheide und um die unendliche Fülle an Möglichkeiten, sie zu variieren. Erst dann beginne man darüber nachzudenken, wie man das Überleben so vorteilhaft gestalten könne, dass man auf fast gar nichts verzichten müsse. Keine Panik also: Solange die Frage des Hauptgerichts noch nicht geklärt ist, erübrigen sich alle Gedanken über ein mögliches Dessert. – Mir schwant bereits jetzt, dass für unsere astrologische Tafelrunde selbst ein Minimal-Survival zum Problem wird, wenn es ums Essen geht: Die Venus würde sich auf jeden Fall weigern, mit den Fingern zu essen. Und selbst die Auswahl der Servietten, meint sie, sei keineswegs eine Bagatelle. Kann ich gut nachempfinden, mir geht es auch so.

Nun gut, kein Konsens also bei einer Änderung der Essgewohnheiten. Unser Stier ist erleichtert! Doch auf was wäre man bereit zu verzichten, wenn es um geistige Nahrung geht? Könnte unsere Neugier überleben, wenn der Lesehunger riesig, der Nachschub an gedruckter Information aber so gering wäre, dass man sich mit Fragmenten begnügen müsste? Der Perfektionist bekäme die Fussnoten. Uranus erhielte Zugang zu Wikipedia. Dem Zwilling würde zwar das Wispern der Gerüchte fehlen, die Schlagzeilen müssten jedoch reichen, um seinem Ritus des «Hast Du schon gehört?» treu bleiben zu können.

In Zeiten der Not stellt man alles in Frage, auch die Integrität eines Buches. Ich würde nicht so weit gehen, jedem nur ein Kapitel pro Monat zuzubilligen. Was aber dann? Weniger, schneller oder gar nicht lesen? Kommt es bei einem Sachbuch wirklich auf das Vorwort zur 12. Auflage, auf endlose Danksagungen, Zitate und Anmerkungen an, in denen der Autor mit seinem Wissen brilliert? Ein Lichtblick: Der Merkur! Eingedenk seiner Karriere als Dieb, gibt er zu bedenken, dass man nicht jede Quelle verraten soll, die man benutzt. Aus alt mach neu, meint er, und transkribiert gerade einen altrömischen Text ins Genre zeitgemässer Horrorliteratur.
Reicht nicht bei einem Roman der Klappentext sowie erstes und letztes Kapitel? Warum überhaupt lesen, wenn es auch ohne geht? Unser am Belletristischen nicht sehr interessierte Stier-Freund wird ganz bleich: «Kann ich wenigstens meine Kochbücher behalten?» Stiere sind nicht gerade vorbildlich, wenn es um Einschränkungen ihrer Grundbedürfnisse geht. Wilder Honig von wilden Bienen? Nun ja, gegen Delikatessen haben sie nichts. Zur Not würden sie sogar Krokodile essen, obwohl die Gefahr, von ihnen gegessen zu werden, grösser ist. Alle Stiere schwärmen für Notfall-Schokoriegel. Ausnahmen sind keine reinen Stiere. Aber selbst Ausnahmen sind nicht abgeneigt.

Eine beliebte Variante des Arche-Themas fragt danach, was jeder auf eine einsame Insel mitnehmen würde. Ob Goethe, Hesse, Ravels Boléro, fast alle lassen ihre Favoriten im Stich, wenn sie genug von ihnen haben. Und was sehe ich da? Mein Buch «Hochsensibilität im Horoskop». Jemand wählte es aus, las darin und überliess es dem Strand. War er selbst hochsensibel? Erkannte er sich wieder? Die Wellen des Meeres schweigen darüber. Auf einer fernen Insel gelesen und vergessen zu werden; was könnte schöner sein? – Ein Schiff wird kommen... Hoffentlich nicht zu bald!
 


Barbara Egert, geprüfte Astrologin DAV, jahrzehntelange Astrologieerfahrung; Bücher: «Astro-logische Merkwürdigkeiten – Kolumnen» (2017, nur bei Amazon erhältlich), «Wenn die Kindheit Schatten wirft: Beziehungen, Hochsensibilität, Narzissmus» (2014), «Hochsensibilität im Horoskop» (2012), «Krisen im Horoskop erkennen» (2011), «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (2009); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE, E-Mail: Barbara Egert